Kritische Stellen im Lernprozess

Im Mathematikunterricht der Sekundarstufe setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit vielfältigen mathematischen Problem- und Aufgabenstellungen auseinander, die von Anwendungsaufgaben bis zu Sachaufgaben reichen. Zur Lösung der meisten dieser Aufgaben müssen die Schülerinnen und Schüler mathematisches Wissen anwenden, welches auf zentralen Inhaltsbereichen der Primarstufenmathematik aufbaut. Diese elementaren Inhalte sind für ein verständnisorientiertes Lernen von großer Bedeutung, da diese „Ankerpunkte des mathematischen Inhaltes [darstellen], um die herum sich das herkömmliche mathematische Wissen und Können erst systematisieren kann. Sie sind unbedingt notwendige Verstehenselemente“ (Meyerhöfer 2011, S. 411). Allerdings werden diese zentralen Inhalte für manche Lernende zu kritischen Stellen in ihrem Lernprozess, wenn sie keinen Zugang zu den Inhalten erhalten. So haben Schülerinnen und Schüler, die in der Sekundarstufe I Schwierigkeiten beim Mathematiklernen haben, oftmals grundlegende Aspekte der Primarstufenmathematik nicht verstanden. Die betroffenen Lernenden orientieren sich an einzelnen Objekten, Darstellungen oder Verfahren, allerdings ohne ein inhaltliches Verständnis für die strukturellen Zusammenhänge und Beziehungen aufgebaut zu haben. Diese Lücken erschweren oder verunmöglichen das mathematische Weiterlernen. Moser Opitz (2013) betont, dass nicht erworbene bzw. unverstandene zentrale Kenntnisse in den arithmetischen Verstehensgrundlagen am Ende der Grundschulzeit Prädiktoren für Schwierigkeiten beim Mathematiklernen in der Sekundarstufe I sind.
Bei diesen zentralen Inhalten handelt es sich um Verständnis von Zahlen, Operationen und des Dezimalsystems sowie die Vorstellungen von und der Umgang mit Größen und Sachrechnen. Diese sind inhaltlich eng miteinander vernetzt.
Aufgrund der großen Bedeutung dieser Inhalte für das Mathematiklernen (auch) in der Sekundarstufe I ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler, die in diesen Bereichen Schwierigkeiten haben, diese aufarbeiten können. Die Förderung unterscheidet sich nicht von einem guten Mathematikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler. Die besondere Herausforderung liegt jedoch darin, den fehlenden mit dem aktuellen Stoff aufgrund von fachlichen Zusammenhängen so zu kombinieren, dass sich der Lernrückstand verringern kann und der aktuelle Stoff wo immer möglich einbezogen wird.

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